Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
J. J. Eichhorn (2) – Werke
  
Quelle Nr. 306

  

  
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Zeit: 1607
  
Herkunft: A) Handschrift von 1607 mit einer Biographie und der Bearbeitung des Werkes von Heinrich Wölflin, Biblioth. Nationale in Paris, [Nummerierung der kaiserlichen Bibl.] Cod. Latinus 5618 – sog. «Pariser Manuskript» (ausführlichere Angaben bei Robert Durrer, Quellenwerk, 554 – zur Geschichte der Handschrift siehe bei Rupert Amschwand, Ergänzungsband, 121 – eine stark veränderte Version wurde 1608 gedruckt, siehe unten im Verzeichnis der Werke); – B) Geistlicher Cometstern der Eydgnoschaft, das ist das übernatürliche Leben und heiliger Wandel Nicolai von der Flüe [siehe im Verzeichnis der Werke], Rorschach 1614, 15. Kap.; – C) Catalogus Saxlensis Ecclesiae Benefactorum sive Fundatorum (Verzeichnis der Wohltäter und Gründer, Anhang von der Hand Eichhorns im Sachsler Kirchenbuch, Seite 34 bis 56
  
Kommentar: Siehe auch den Kommentar in Quelle 305 – In seiner Handschrift (sog. Pariser Handschrift datiert mit 1607) mit angefügter Biographie von Heinrich Wölflin schöpft Eichhorn (andere Schreibweise: Eichorn) aus der mündlichen Überlieferung. Sein Umgang mit diesen Quellen ist vorsichtig und kritisch. Von disem Arbeitsstil her dürfte darum eine gewisses Mass an Glaubwürdigkteit der neu schriftlich fixierten Erzählungen aufscheinen.Das «Pariser Manuskript» entstand 1607 und wurde dem damaligen Nuntius Fabrizio Verallo gewidmet, der von 1606 bis 1608 in Luzern residierte. Der Zweck war offensichtlich die Förderung der Heiligsprechung.
  
Eichhorn weiss offensichtliches Neues über den Luzerner Eremitenrock: Wenn dies der erste Eremitenrock (Habit, Kutte) war, der heute in der Jesuitenkirche in Luzern zusammen mit einer Statue von Bruder Klaus als Altarbild dient, dann wurde er vermutlich von der Ehefrau Dorothea angefertigt. – Jeweils am 24. März, am Vorabend des «Frauentags» (Verkündigung der Geburt Jesu), fand in der Musegg in Luzern eine feierliche Prozession (Musegg-Umgang) statt, an der auch Bruder Klaus oft teilnahm, besonders da 1479 Papst Sixtus IV. diese Prozession mit grossen Ablässen versehen hatte; sie war darum auch bekannt unter dem Namen «Romfahrt». – Pfarrer Zimmermann nennt jedoch im Prozess von 1621 einen anderern Ratsherrn, bei dem der Einsiedler Rast machte, nämlich «Uttenberg» (Quelle 307). Zu dem Zeitpunkt gab es jedoch keinen Ratsherrn dieses Namens, hingegen war ein Melchior Russ (wie Eichhorn erwähnt) um 1479 Stadtschreiber von Luzern sowie Gesandter in ganz Europa (bis nach Ungarn), ab 1480 Mitglied im Grossen Rat, und Bruder Klaus stand zu ihm in guter Beziehung. Derselbe Melchior Russ war seinerzeit auch bis nach Venedig bekannt für seine diplomatischen Dienste (Quelle 016). Allerdings wäre es möglich, dass später ein Mitglied aus der Sippe Russ irgendwann mit der einflussreichen Familie Uttenberg per Heirat liiert wurde.
  
Eine weitere Urkunde (Umgeldbuch von Luzern) erwähnt zudem 1481 die Schenkung von 7 Gulden für einen Rock für Bruder Klaus (ausgegeben an Peter Kündig: siehe: Quelle 019). Die Auszahlung erfolgte in der 2. Jahrehälfte 1481. Die Stadt wäre also mit der Begleichung der Schneiderrechnung arg in Verzug gewesen, weshalb der bisweilenb genannte Zeitpunkt der Übergabe des Habits an Bruder Klaus, 24. März 1481, so eher nicht stimmen kann.
  
Die übrigen Werke Eichhorns bringen kaum neue Erkenntnisse, sie werden hier zuunterst jedoch aufgelistet. Ein Text daraus (Rorschacher Ausgabe des «Wundergestirns») bringt noch summarisch biographische Daten. Erwähnenswert ist zusätzlich noch der «Katalog der Wohltäter und Gründer» (Catalogus Saxlensis Ecclesiae Benefactorum sive Fundatorum), es ist ein handschriftlicher Anhang Eichhorns auf freien Seiten im Sachsler Kirchenbuch
  
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 980–981, 1178 (Sachsler Rock) und Faksimile des Sachsler Kirchenbuches (Handschrift)

  

   A) Pariser Manuskript (Original lateinisch)
  
[ Vorwort – zur mündlichen Überlieferung ]
  
Was nun die Tradition betrifft, aus der ich einiges Denkwürdige aufgezeichnet, möge der geneigte Leser wissen, dass ich gar nichts aus den Tiefen des ungebildeten Volkes geschöpft habe, sondern alles aus der Information von Männern, die durch Alter, Glauben, Erfahrung und Klugheit Vertrauen verdienen. Unter diesen nehmen der Priesterjubilar Andreas Z’Bären, der Ammann Nikolaus von Flüe, ein Urenkel des Einsiedels, ferner der Ritter und Landammann Johannes Waser [Nidwalden] und endlich der Ratsherr Jakob am Pawen [am Bauen, Ambauen] die ersten Stellen ein, Männer von angeborner Kultur (wie sie unter diesem Volke vorzüglich blüht), die mir teils durch fast täglichen Umgang, teils durch viele guten Dienste verbunden waren. Weiter aber stand mir bei der ganzen Ausarbeitung meines Werkleins in äusserst zuvorkommender und liebenswürdiger Weise der hochangesehene Herr Oberst Rudolf Pfyffer, Ritter der römischen Kirche und des heiligen Grabes zu Jerusalem, des kleinen Rates und der ersten Luzerner einer, zur Seite, ein Mann, der, wie durch den Adel seines Geschlechtes und das Vorbild seiner Ahnen, durch Gelehrsamkeit, Klugheit, Starkmut und besondere Treue zu Gott und zur heiligen Kirche hervorragt und deswegen eines ewigen Andekens würdig ist. Ohne dessen Hilfe (ich gestehe meine Unvollkommenheit ein) hätte ich nichts oder wenig fertig gebracht. [Einleitung]
  
[...] 21. März 1417 [...] Zu dieser Zeit war nämlich die Kirche von Sachseln im Interdikt und ohne Priester, mehrere Jahre lang. Die Ursache ist ungewiss und wird verschieden angegeben. Tatsache ist, dass diese Kirche samt dem Friedhof am 30. August 1459 vom Vikar [Weihbischof] des Bischof Heinrich von Konstanz, Johann [Titular-]Bischof von Bellinas von den Zensuren befreit und rekonziliiert wurde. Ich habe oben gezeigt, dass die Kirchgenossen von Sachseln sich in drei Teile scheiden. Zur Zeit des Interdiktes gingen die Dorfbewohner nach Sarnen, die Edisrieder nach Giswil, die Berger [Einwohner auf dem Flüeli] nach Kerns zur Kirche. Darin liegt der Grund, warum Nikolaus in Kerns getauft und in Sachseln begraben wurde. [S. 23]
  
[ Warum Niklaus in Kerns getauft wurde – der Zusammenhang mit den hier aufgezeigten Gründen stimmt wahrscheinlich nicht. Es ist zwar möglich, dass vor der Geburt des Niklaus die Kirche von Sachseln bereits mit einem Inderdikt belegt war. Nachher wurde die Pfarrpfründe mehrmals wieder besetzt, u. a. von Kaspar Helwig und Hans Knaber; der Streit mit diesen Pfarrherren um den «nassen Zehnten», der im Februar 1457 in einem weltlichen Prozess gipfelte (siehe: Quelle 001), führte vermutlich zu einem neuen Interdikt, so dass die Kirche und der Friedhof im August 1459 rekonziliarisiert (wiederhergestellt, versöhnt) werden musste. Eichhorn machte diesbezüglich als Randnotiz eine Abschrift der Urkunde (Quelle 001) im Sammelband (Nationalbibliothek Neapel), wo die Biographien von Wölflin und Rhaetus enthalten sind. ]
  
[Die Zelle im Ranft ]
  
Seine Zelle, die bis zum heutigen Tage unversehrt erhalten ist (denn solche Bauten aus Tannenholz können, wenn sie gegen den Regen geschützt sind, dreihundert Jahre überdauern) ist klein und eng. Ihre Länge beträgt (wie ich selber mit der Messschnur gemessen habe) 10 1/2 Fuss, die Breite 9 1/2, die Höhe gut 6 Fuss. Der Gottesmann konnte, da er von grosser Gestalt war, darin kaum aufrecht stehen. Zwei Fensterlein, nach jeder Richtung kaum eine halbe Elle gross, gewähren dem Tageslicht Zulass. Der Gebrauch von Bädern, Rasiermesser und Kamm kam ihm gar nicht in den Sinn. Dagegen verschmähte er einen geheizten Ofen zur Milderung der Winterkälte nicht.
  
[ Verzückung - «... ich bin zu dorff gesyn.» ]
  
Es geht die Sage um, er sei einmal von den Seinen in Verzückung gefunden worden, aufrecht mit dem Rücken an die Zellenwand gelehnt, mit aufwärts gewandten, verdrehten Blicken, offenem Munde und schreckbarem Gesichtsausdruck. Und als er wieder zu sich gekommen war, habe er zu den Umstehen den gesagt: «Mine kind ich bin zu dorff gesyn.» (ich bin zu Dorf gewesen) – Das heisst: Ich habe im Geiste meine Freunde besucht, und will keineswegs etwas anderes bedeuten. Dabei ist die Unachtsamkeit der Alten, die so grosse und wissenswerte Dinge so nachlässig bewahrten, höchlich zu bedauern. Abt Ulrich [Witwyler] hat seinem Büchlein ein Bild des seligen Mannes beigegeben, das ihn im Zustand der Verzückung darstellt [? - Abbildung bei Witwyler, Quelle 262] und ganz den eben von uns geschilderten Zustand wiedergibt.
  
[«dorfen» ist aber ein typisch innerschweizerischer Ausdruck für das Besuchen des Burschen bei seinem erwählten Mädchen –, wegen der Doppeldeutigkeit im regionalen Sprachspiel wollte man diese Episode möglicherweise auslassen, verdrängen. Eichhorn will nun den Erzählstoff etwas mildern und ihn integrieren in die besondere Gabe des Eremiten, sich in den Betrachtungen (Meditationen) extrem tief zu versenken. Dieses Ereignis lässt sich auch gut vorstellen im Zusammenhang mit dem Ausspruck des Eremiten beim Besuch des Jünglings von Burgdorf: Die Betrachtung des Leidens Christi könne auch so schmecken, wie wenn man zu einem Tanz geht (Quelle 047), ferner auch im zusammenhang mit der «Dankesvision» (3. Traum, bei Ambühl, Quelle 068)]. [S. 47b]
  
Rock in Luzern[ Der erste Eremitenrock in der Jesuitenkirche in Luzern – hier abgebildet]
  
Wir haben glaubwürdige Zeugnisse, dass er nicht lange vor seinem Tode jene feierliche Luzerner Prozession, die jährlich am Vorabend von Maria Verkündigung [also am 24. März] mit unglaublichem Pomp abgehalten wird und das darauf folgende dreitägige heilige Jubiläum mitgemacht hat.
  
Als der fromme Einsiedler nach vollbrachter Andacht sich zur Heimkehr anschickte, wurde er von einem angesehenen, edlen Ratsherrn dieser Stadt, aus der Familie Russ zurückgehalten und mit grossen Bitten bestürmt, er möge seine zerfetzte alte Kutte ablegen und eine neue als Almosen annehmen. Der Gottesmann hat das ohne Zweifel bescheiden abgelehnt; aber endlich liess er sich erweichen und kehrte in dem neuen Habit aus grauem Tuche heim.
  
Die Luzerner bewahrten jene abgetragene Kutte des Nikolaus als heilige Reliquie auf und hielten sie immer in grossen Ehren, und damit sie schicklicher aufbewahrt sei, wurde sie ums Jahr 1580 dem ehrwürdigen Kollegium der Gesellschaft Jesu anvertraut und übergeben. Die frommen Patres nahmen die Gabe dankbaren Herzens entgegen und hielten sie, wie einst S. Antonius das aus Palmblättern gemachte Kleid des Paulus in hoher Ehre. Sie pflegen sie an höhern Festtagen in ihrer Kirche vor den Augen der Sterblichen auszustellen, nicht als Schaustück, sondern als Einladung zur Frömmigkeit [heute noch in der Jesuitenkirch ausgestellt, Seitenältere rechts]. [S. 55]
  
[ Der Rock in Sachseln (der jüngere Rock – vgl. dazu auch in: Quelle 310) ]
  
Nachdem der Konsul [=Landammann] Walter gestorben war, erhielt jener Niklaus, Sohn von Walter, ein Enkel des Gottesmannes, ebenfalls Konsul von Unterwalden, der die Region während mehreren Jahren mit höchstem Lob regierte – er starb fromm neunzigjährig im Jahre 1597 –, den Rock. Dann gelangte die Tunika [der Eremiten-Habit] an meinen Herrn Niklaus, den Sohn jenes Niklaus, Enkel von Walter, Urenkel des seligen Niklaus, derzeit Konsul [Landammann] von Unterwalden. Wegen dem grösseren Zulauf an Fremden, welche das heilige Kleid zu sehen, zu küssen und es mit unablässigem Eifer anzuziehen begehrten, wurde es zu diesem Zweck von dessen Sohn in die Kirche von Sachseln gegeben, wo es für immer bleiben soll. Das Kleid soll für alle sichtbar sein, allein aus guten Überlegungen in religiöser Hinsicht. [Andererseits] ist es ärgerlich, und es ist nach der Schädlichkeit [für den Rock] zu fragen. [S.79 – gleichlautend in der Druckausgabe von 1608]
  
[ Die Ratschläge an die Eidgenossen - bezüglich «Machet den Zaun nicht zu weit!» ]
  
Es glaube, wer wolle, dass der dankbare Gottesfreund die Geschenke, die gütige Fürsten den starken Eidgenossen ob ihrerTapferkeit verliehen haben, mit vergifteten Angeln verglichen habe [Pantaleon, Quelle 249]; ich glaube es nicht. Wohl missfiel ihm der Hochmut und Luxus, den diese Gaben zur Folge hatten, aber gewiss klagte er die Könige und Fürsten deshalb nicht der Täuschung und Bestechung an. Wahrlich zu hitzig sind in dieser Sache die Neuerer und stellen sie nicht anders dar, als ob Nikolaus ein völliger Kalvinist gewesen wäre. Die Ursache kennen die, denen die Ereignisse in Frankreich und den Niederlanden nicht verborgen geblieben sind.
  
Ein Sektierer [unbekannter Autor] hat schon vor vielen Jahren ein hübsches Gedicht über diese Ratschläge des Bruder Klaus herausgegeben [Ein hübsch lied von bruoder Claus, Erstdruck in Zürich, Quelle 212], mit solchen Kunstgriffen verziert, dass es nicht allein von den schweizerischen Protestanten, sondern auch von den naivern Katholiken als authentisch aufgenommen und verteidigt wurde. Es hat aber heftige und verletzende Spitzen, durch die es das hochmütige Volk aufzustacheln sucht, nicht nur gegen seine Obrigkeiten, sondern auch gegen fremde Fürsten Aufruhr zu erregen. Das Lied enthält übrigens einen Vers, der an sich nicht ganz wertlos für den Ruhm des Nikolaus ist, freilich ohne die angehängte Strophe. Der Vers lautet: «Noch eins, das wil ich üch ouch leren, im glouben lond üch nit zerstören, darin kein trennung machen.» Die Zwinglianer haben beigefügt: «Wo aber ir ein mangel hetten, zur helgen geschrifft so sönd ir tretten, in solchen schwären sachen.» [S. 101b]
  
Weitere Texte aus dem «Pariser Manuskript» Eichhorns in anderen Quellen:
  
• Die Ablässe für die Kapelle von Bruder Ulrich – siehe: Quelle 042
  
• Weihe der unteren Ranftkapelle (1504) – siehe: Quelle 202
  
• Das Sakramentshäuschen und die Monstranz mit dem Silberfigürchen – siehe: Quelle 211
  
• Das Grab von 1487 und das Hochgrab von 1518 – Quelle 216
  
• Das Lobgedicht von Sebastian von Beroldingen (im Wortlaut) – Quelle 279
  
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B) Geistlicher Cometstern ... (Rorschacher Ausgabe 1614) -
  
15. Kapitel [ Stanser Verkommnis 1481 ]:
  
Bruder Klaus kam auch nach Stans (ein Flecken, der fast vier Stunden vom Ranft entfernt ist) [entgegen älterer Quellen (Quelle 024 u. Quelle 208), in denen Bruder Klaus nicht selber nach Stans kommt], er sprach zu den Eidgenossen, kritisierte, lehrte, bat, ermahnte und warnte sie ganz väterlich und getreulich, welches auch ohne Frucht und Nutzen nicht abging. Dann, am gleichen Tag, haben namentlich die acht alten Orte sich nicht nur miteinander freundlich vertragen und verglichen, sondern auch Freiburg und Solothurn zu Orten der Eidgenossenschaft völlig einstimmig auf- und angenommen. Man nennt es als Warheit (die auch die Herren von Freiburg und Solothurn mit schuldiger Danksagung bekennen), Bruder Klaus habe dazumal under anderem auch diese Wort gesprochen: Meine allerliebste Eidgenossen aus den Ländern, ich rate euch in guter Treue, ja ich bitte euch auch eindringlich, ihr möget doch die zwei Städte Freiburg und Solothurn zu Bundesgenossen annehmen. Dann es wird eine Zeit kommen, in der ihr ihre Hilfe und ihren Beistand brauchen oder benötigen werdet. Dies hat seither die katholische Eidgnossenchaft mit grossen Nutzen erfahren können.
  
Wollte Gott, es hätte damals ein Liebhaber der Nachkommenden den ganzen Wortlaut dises prophetischen Manns von Wort zu Wort aufgeschrieben und verzeichnet. Nun aber, weil das nicbt geschah, so müssen wir fürlieb nemmen mit dem wenigen, das von gedachter Red und Vermahnung bei underschiedlichen bewährten Schriftstellern gefunden wird, vor allem in den Schriften von M.[Magister] Heinrich von Gundelfingen [Quelle 052] und von Herrs Johann Salat [Quelle 233] finden wir, dass Bruder Klaus den Eydgnossen under anderem diese wolbegründete Lehren und heilsame Ratschläge gab:
  
1. Liebe Eidgenossen, sagte er, lasset es nicht zu, das Uneinigkeit, Neid, Hass, Missgunst und Parteilichkeit unter euch aufkommen und wachsen. Sonst ist euer Ding und Regiment aus.
  
2. Macht den Hag oder Zaun der Eidgenossenschaft nicht zu weit [dem Sinn nach erstmals bei Trithemius, Quelle 204, dann erst bei Salat, Quelle 233], damit ihr um so besser in Ruhe und Friden eure auer erworbene Freiheit besitzen und geniessen könnt.
  
3. Belastet euch nicht mit fremden Angelegenheiten und verbündet euch nicht mit fremden Herrschaften.
  
4. Verkauft nicht euer Vaterlandt um Miete [Sold] und Gaben und hütet euch vor eignem, unredlichem Nutzen.
  
5. Beschirmt euer Vaterland und bleibet dabei. Nehmt auch fremde Schwärmer und Banditen nicht als Bürger und Landstleute an.
  
6. Ohne hochwichtige Ursachen sollt ihr niemand feindlich und mit Gewalt überfallen. Wenn man euch aber unterdrücken will, dann streitet tapfer für eure Freiheit und euer Vaterland.
  
7. Vor allen Dingen aber, habt Gott vor Augen und haltet mit Fleiss seine Gebote.
8. Den Priestern erweist die gebürliche Ehre und befolgt ihre Lehren, auch wenn sie nicht unsträfflich oder vorbildlich leben. Denn so wie ein frisches Brunnenwasser seinen natürlichen Geschmack nicht verändert, gleichgültig ob es durch goldene, kupferne oder bleierne Rören fliesst; so empfangt ihr durch böse und gute Priester einerlei, die gleiche Gnad Gottes [vgl. bei Gundelfingen, Quelle 052 ], sofern ihr euch würdig dazu bereit macht.
  
9. Schliesslich, seid beständig im Glauben und in der Religion der Alten: Denn es wird sich nach meinem Tod ein grosser Auffruhr und Zwiespalt erheben in der heiligen Christenheit. Hütet euch dann, liebe Kinder, dass ihr durch Neuerungen und Listigkeiten nicht betrogen werdet. Haltet euch zusammen. Bleibet auf dem Weg und in denFußstapfen unserer frommen Vorfahren. Behaltet und bestätigt es, was sie uns gelehrt haben. Alsdann mag euch weder Anstoss noch Sturmwind und Ungewitter schaden, die doch gar stark noch gehen werden.
  
Dise nun und dergleichen heilsame Ratschläge, Warnungen, Prophezeiungen, hat Bruder Klaus nicht nur zu Stans in der erwähnten Tagsatzung [Dezember 1481], sondern auch daheim im Ranft (wo ihn viele zu besuchen pflegten) den Häuptern und Vorgesetzten der hochlöblichen Eidgenossenschaft oft wiederholt, vorgehalten und eingeschärft.
   
Weitere Texte aus dem «Geistlichen Cometstern» Eichhorns in anderen Quellen:
  
• Der Messkelch von Erzherzog Sigmund von Österreich – siehe: Quelle 018 (Text 3)
  
• Niklaus, der jüngste Sohn - siehe: Quelle 079 (Text b)
  
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Verzeichnis der Werke von J.J. Eichhorn:
  
  1. Historia F. NICOLAI DE SAXO, EREMITAE VNDERVALDENSIS HELVETII, HOMINIS ANGELICA abstinentia, columbina innocentia, sanctitate admirabili OLIM AB HENRICO LVPVLO BERNATE [Heinrich Wölflin von Bern]sincera fide, sed breviter conscripta, nunc vero ex optimis quibusque authoribus locupletata atque in lucem edita, per Joachimum Eichhornium Belhemianum. Cum facultate superiorum NOITHO FRIBVRGI excudebat Stephanus Philot anno MDCVIII [1608]. - Dieser Druck nimmt in der Einleitung auf das Manuskript von 1607(Pariser Manuskript, Cod. Latinus 5618) Bezug, steht aber in der Anlage keinen genauen Abdruck dessen dar. Der auch darin wörtlich und übereinstimmend aufgenommene Urtext Wölflins ist auch hier durch Kursivdruck deutlich und sorgffätig herausgehoben.
       
  2. Memorial, Zeitrodel und kurtze Verzeichnus etlicher denckwürdiger Sachen, die sich mit dem seligen Gottes Freund Bruder Clausen von Fluo und seiner heyligen Wohnung im Ranfft zu Underwalden ob dem Walde begeben. Durch Hrn. Johann Joachim Eychhorn von Bellheim auß der Pfaltz bey Rhein, Priester [...] Getruckt zu Costanztz am Bodensee bey Nicolao Kalt MDCV. [1605]
       
  3. Kurtze historische Relation von dem Leben und Herkomen des gottseligen Bruoder Ulrich in dem Möslin in Underwalden. Getruckt zu Costantz am Bodensee bei Nicolao Kalt 1605. Mit einem Holzschnitt des Einsiedlers und folgender Approbation: Ea omnia quae in praesenti libello de devotissimis anachoretis necnon aliis quibusdam rebus memorabilibus succincte conscripta sunt esse vera fideque dignissima testor ego Joan. Jacobus Hutmacher, parochus in Kerns et venerab. cap. 4 cant. sextarius quod etiam reliquus Sylvaniae superioris clerus probat. [neu herausgegeben: 1891 von A. Küchler, Gesch. von Sachseln, Geschichtsfreund LIV ]
         
  4. Miraculosum Helvetiae Sidus [Wunderstern], hoc est supernaturalis ac stupenda Nicolai de Saxo anachoretae Undervaldij vita. Ad illustrissimum ac reverendissimum principem ac dominum d. Jacobum episopum Constantiensem, dominum Augiae maioris et Oeningae etc. Auctore J. Joachimo Eichornio Bellheimensi ex Nemetibus. Rorschachii excudebat Johannes Röslerus, sumptibus auctoris MDCXIII [1613]. (Widmung: IlI.mo ac rev.mo principi d. Jacobo, episcopo Constantiensi etc. Sarnae pago praetorio Undervaldiae, Calendis Maij MDCXIII.) Approbation des F. Jod,ocus Metzlerus S. Th. Doctor, namens des Abtes Bernhard von S. Gallen, datiert 20. Oct. 1613.
        
  5. Geistlicher Cometstern der Eydgnoschafi, das ist das ubernatürliche Leben und heiliger Wandet Nicolai von der Fluo, Einsidels und Landmans zu Underwalden im Schweitzerlandt, den man nennet Bruoder Claus. Gantz gruendtlich und ausfuehrlich beschriben durch Johann Jachim Eychhorn von Bellheim auß der Pfalfz bey Speyr. Getruck~ in deß fuerstlichen Gottshaus S.Gallen Reichshoff, Rorschach am Bodensee, bey Johenn Rosler, 1614. (Gewidmet dem hochwuerdigen in Gott Vatter und Herren, Herren Johanni Jacobo Mirgelio, Bischoffen zu Sebasten und Weyhebischoflen zu Costantz etc. (Dat. zu Sarna dem Hauptflecken in Underwalden ob dem Kernwald den ersten Januarij MDCXIIII.) Mit Approbation von Joannes Zimmermann, Pfarrer in Sachsetn, Jo. Jac. Hutmacher, Pfarrer in Kerns, Joannes Zur Flue, Pfarrer in Sarnen, Jacobus Grauius, Pfarrer in Stans, und Guilielmus Dorfflinger, congregaiionis sacerdotum Undervaldicae notarius et cantor.) 98 unpaginierte Blätter.
        
  6. Wundergestirn der Eydtgnoßschaft, das ist ubernatürliches Leben und h. Wandel Nicolai von Flüe, Einsidels und Landtmanns zu Underwalden im Schweytzerland, den man nennet Bruder Claus. Erstlich dem hochw. Fürsten und Herren, Herrn Jacobo, Bischoffen zu Costantz etc., in lateinischer Sprach zugeschrieben und demnach gemeinem Vatterland zu guttem auch deutsch für Augen gestellt durch Johann Joachim Eychorn, Priester zu Underwalden. Getuckt zu Costantz am Bodensee bey Leonhard Strauben anno 1614. (Mit gleichlautender Widmung an Weihbischof Mirgel, datiert: Underwalden ob dem Kernwalde am Fest des heil. Einsidels Meynradi, den 13. Jenners 1614, und Approbation des Leonardus Hamerer, S. Theol. Doctor, parochus et canonicus collegiatae ecclesiae S. Stephani Constantiae aus Vollmacht des Generalvikars, dat. Constantiae 28. Julij anno 1614.) 146 Seiten.
        
  7. Wundergestirn [... wie oben]. Erstlich dem hochw. Fürsten unnd Herren, Herrn Jacobo, Bischoffen zu Constantz etc., in lateinischer Sprach zugeschriben und demnach gemeinem Vatterland zu gutem auch deutsch für Augen gestellt durch Johann Joachim Eichhorn, Priester in Underwalden. Gedruckt zu München durch Niclas Hainrich, anno MDCXIX. [1619], 146 Seiten. [Wörtlicher Nachdruck der K.onstanzer Ausgabe von 1614.]
        
  8. Wundergestern [... wie oben]. Getuckt in Costantz am Bodensee bey Leonhard Strauben, anno 1622. 146 Seiten.
        
  9. Miraculosum Helvetiae Sidus [ ... Wunderstern] Jussu illustrissimi ac reverendissimi principis ac domini d. Johannis episcopi Constantiensis [...] Constantiae Typis Leonhardi Straub, typographi ordinarij MDCXXXI. [1631 ... Mit der alten Vorrede an Bischof Jakob und Approbation Hamerers vom 12. Dezember 1631.] 78 Seiten.
       
  10. Catalogus Saxlensis Ecclesiae Benefactorum sive Fundatorum (Verzeichnis der Wohltäter und Gründer, handgeschriebener Anhang von der Hand Eichhorns (und anderer) im Sachsler Kirchenbuch, Seite 34 bis 56 [ohne Jahresangabe]
      

Eichorn hat sich gleichzeitig auch an eine poetische Behandlung seines Stoffes gewagt: 

  1. Der geisttich Bruder Claus. Ein außbündig schönes und lehrreiches Lied von dem ubernatürlichen Beruff, Wandel und Geist Nicolai von Flü, Eynsidels und Landtmanns zu Underwalden inn der Eydgnoßschafft. Im Thon, wie man S. Franciscum von Assisio singt oder Wilhelm bin ich der Thelle [...] Getruckt zu Costantz am Bodensee bey Leonhardt Straub, anno 1613. 7 Blä'tter. [Am Schluss:] Johann Joachim Eychhorn von Bellheim, Patricius zu Gelnhausen und Cronweissenburg.
    Neue Ausgaben: Der geistlich Bruder Claus. Ein außbündig schönes und lehrreiches Lied [...] im Thon wie man den Tellen singen thut, 1632.
        
  2. Bruder Clauß, das ist: Vonn dem Leben, Lehr, Standt, Handel und Wandel deß seligen Manns Bruder Clausen, Einsidel unnd Landmanns von Underwalden welches Leichnamb zu Saxlen mit Wunderzeichen glorirt und leuchtet. In ein Lied verfasset im Thon, wie man den Thellen singt. Getuckt zu Lucern im Jahr 1640. 7 Bl.
    Eine andere Luzerner Ausgabe ist undatiert.
    
  
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