|
|
|
|
|
|
|
|
Das Lobgedicht von Sebastian von Beroldingen
Quelle Nr. 279
|
|
Zeit: 1590
Herkunft: Überliefert durch J. J. Eichhorn, Pariser Manuskript von 1607, S. 112b-116, sowie in dessen Lupulus-Ausgabe von 1608, S. 70–73, ferner in dessen Miraculosum Helvetiae Sidus […] Rorschach 1613, S. 74–78, u. Konstanz 1631, S. 74–78
Kommentar: Oberst Sebastian von Beroldingen (ca. 1550–1605), Urner Politiker, soll in seiner Jugend ein lateinisches Gedicht auf Bruder Klaus geschrieben haben und es später in einer verbesserten Form 1590 dem päpstlichen Nuntius Octavius Paravicini gewidmet haben. Das Gedicht ist dem Inhalt nach, wo es nicht biographische Einzelheiten über den Eremiten aufzählt, ein Gemisch des christlichen Glaubens mit der platonischen Philosophie und mit dem antiken Weltbild, wo sich die Götter am himmlischen Mahl von Nektar und Ambrosia ernähren.
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 890–892
|
|
|
|
[Übersetzung aus dem Latein von Emmanuel Scherer] Irdischer Dinge Verächter, bezwangst die Natur und zum Himmel Strebtest du, Feind dem Genuss, Freund nur dem ewigen Gott. Nikolaus, mehr bist du jetzt als ein Teil des Sternengewölbes, Denn als der Liebe Geschenk, schenkte der Höchste sich dir. Heiliger Landesvater, du Abbild wirklicher Andacht, Du Helvetiens Wehr, Zierde und Hoffnung zugleich. Siehe, denn leicht ist’s zu sehen, welche Gefahren uns dräuen, Während im Leben wir steh'n, nimmer versage uns Kraft. Denn du thronest ja selig mit Christus, reich an Verdiensten. Gläubig erhoffen wir so deinem Gebete Erfolg. Noch nicht hatte dein Fuss die Schwelle der Erde beschritten, Noch umhegte der Leib deine gesegnete Last, Doch schon gewährte der Himmel dir köstliche Gaben: Glänzen siehet das Kind sein Gestirnlein am Zelt. Sonne Helvetiens; sei mir gegrüsst, du schimmernde Leuchte! Strahle vom himmlischen Licht etwas in unsere Brust. Dass dir der Jugend Blüte ein Gifthauch nimmer versenge, Hast du den freien Leib edelstem Joche gebeugt. Vater auch warst du fünf Söhnen und Töchtern, ein liebender Gatte, Sassest gebietend im Rat, zogest zum Kampfe ins Feld. Doch als die himmlische Gnade sanft dir rührte die Seele, Lässt du Ämter und Gold, selber die Heimat zurück. Fliehest von dannen, des Herzens mächtiger Stimme gehorsam, Willig dem harten Gebot, wählst du den rauheren Pfad. Heilige Ruhe! Wie schön umschwebst du die Höhlen der Wildnis; Grünet nicht fröhlich der Wald rings um den einsamen Gast? Heimstatt wurde der Wald und, der Nahrung baar, Steine zum Lager; Einzige Sorge nur war Gott mit Bitten zu nahn. Grimmige Schlachten schlägst du Frau Welt, heimlicher Klausner; Weg von der Erde gewandt, sinnt zu den Sternen dein Geist. Sinnbetörende Lüste und Stürme der brandenden Seele, Gift für den schwankenden Geist: Nimmer regierten sie hier. Nur an das Göttliche dachte immer die strebende Seele, Nur an das ewige Gut sann sie in liebender Glut. Solcher Gestalt erwuchs ihm der Geist zum beherrschenden Riesen, Frei von der irdischen Welt, schwang er zum Höchsten sich auf. Aber was trankst du mit Christus nicht willig schmerzliche Leiden? Schlug nicht der Wogen Getös fürchterlich gegen dein Haupt? Hielt nicht der Teufel bereit die höllischen Künste und Kräfte, Dass er versuche mit List Christi beherzten Soldat? Durch die ägyptische Wüste irret der heilige Anton; Paulus, sehe ich, flieht, bebend vor Dezius Zorn. Was Makarius, der du ein Seliger bist und so heissest, Ruf' ich mit Tausenden noch, Greise zu Zeugen euch an? Einstmals verachtet, bestürmt euch mit Bitten der bangende Erdkreis, Dass ihr Vermittler bei Gott, gnädig den Flehenden seid. Mögen indess durch Wochen viele im Fasten sich üben, Keusch umd enthaltsam dazu, wachen im Dienste des Herrn; Grosses vollbringen sie freilich: doch ist das vielen gemeinsam. Fastend hat dieser gelebt, wie es noch niemals erhört. Nimmer noch wurde ein göttliches Wunder vernommen: Himmlisches Brot, das nicht stirbt, nährte den sterblichen Leib. Nikolaus, selbst die Natur verändert die alten Gesetze; Zwanzig Jahre hindurch hast ohne Speise gelebt. Himmlischen gleichst du an Tugend; doch rücket die Fülle der Gnaden Dich aus der Sterblichen Kreis über die Mängel empor. Englischen Chören gesellt sich, der frei vom Gesetze des Todes, Wenn er auf Erden auch lebt, frei von Bedürfnissen ist. Tischgenosse des Herrn! Gewürdigt des himmlischen Mahles Hier auf Erden bereits, mitzugeniessen erwählt. Makellos neiget sich endlich das heilige Leben zu Ende, Bis ihm die Stunde schlägt, oftmals mit Tränen ersehnt. Gleich wie im Schlummer, vom sanften Bruder des Todes geleitet, Ging er ruhevoll ein in der Seligen Reich. Und die Gebeine verklärt im Grabe unsterblicher Nachruhm, Jetzt, da das Tagwerk vollbracht, rastet der Körper in Ruh. Wer zum Patrone dich immer erkoren, mit Recht darf er hoffen, Denn es gewähret gar leicht deine Bitten dir Gott. Welcher Bedürftige immer flehend den Himmlischen nahet, Sicherlich wird er erhört, wenn du nur seiner gedenkst. Aufrechten Ganges sahen Krüppel wieder wir schreiten, Während den Blinden erfreut marmornes Künstlergebild. Ungetauft, durch der Mutter Schuld, erstickte ein Knäblein; Wieder ins Leben zurück rief es dein mächtiges Wort. Wer vermöchte die Kranken zu zählen, die Heilung dir danken, Oder das teuflische Heer, das du gebietend verjagt? Rat auch erteilest du sicher dem zweifelnden Volke in Nöten Und durch der Zukunft Nacht sieht dein erleuchteter Geist. Hast du den Sieg nicht geheftet an unsere heimischen Fahnen? Selbst die Gespenster der Pest schlug in die Flucht dein Gebet, Und es rufen die Schiffer Niklaus’ vergessenen Namen, Dass in der Stunde der Not jener gebiete dem Sturm. Wem in des Fiebers brennender Glut der Körper erschauert, Rufet in tödlicher Angst seinen Namen zuerst. Wer des Seligen Grabe in frommer Verehrung genahet, Fühlet im Augenblick, wie ihn die Hilfe umfängt. Können noch zweifeln wir länger, den Heiligen ihn zu gesellen? Zögern wir ferner jetzt noch, ihm Kapellen zu weih’n? Schwebt nicht sein Geist in der Seligen Mitte, vom Äther umflossen, Kostet am himmlischen Mahl Nektar, Ambrosia auch? Neiget den Flehenden günstig das Ohr und gewähret die Bitten, Dass nicht entfliesse umsonst manch ein frommes Gelübd.– Du, o Beschützer, erzeige in unseren Nöten dich gnädig; Schirme mit mächtigem Wort stets uns den häuslichen Herd. Halte den Hunger, die Pest und den grausigen Krieg von uns ferne; Halte Parteiung uns fern und den erbärmlichen Geiz. Doch wir erwarten mit Fassung das Schicksal, was immer es bringe; Oder hätten wir nicht Übles zuweilen verdient? Deine Verdienste und Bitten mögen die Strafe uns mildern; Also vertrauend auf dich, sei uns der Richter geneigt. |
|
|
|
Zurück zum Quellenverzeichnis (1501–1591)
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
… nach oben
|
|
|
|
Bruder Klaus · Niklaus von Flüe · Flüeli-Ranft · Schweiz © 1998–2024 · nvf.ch und bruderklaus.eu (vormals: bruderklaus.ch) Designed and published by Werner T. Huber, Dr. theol. Letzte Dateiänderung: 04.09.2009 14:19:28 |
|
|
|