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Karl Borromeo besucht das Grab
Quelle Nr. 260
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Zeit: 22. August 1570
Herkunft: a) Aussagen Forneros im Heiligsprechungsprozess S. Karls in der Ambrosiana G. 30 inf. (abgedruckt in: Reinhard, Studien zur Gesch. der kath. Schweiz im Zeitalter Carlo Borromeo’s, Stans 1911, S. 318, Anm. 1; – b) Prozessakten 1618 und 1621, Sachslen, Pfarrarchiv
Kommentar: Karl Borromäus (Karl Borromeo), Kardinal und Erzbischof von Mailand besuchte während seiner Pastoral- und Visitationsreise in die Schweiz am 22. August 1570 auch das Grab von Bruder Klaus in Sachseln. Er wurde selber zu einem grossen Verehrer des heiligmässigen Einsiedlers vom Ranft. Die Heiligsprechung des Kardinals erfolgte jedoch um vieles vorher, nämlich 1610. Zu Ehren dieses hohen Gastes und Heiligen wurde die 1618 auf dem Flüeli erbaute Kirche auf seinen Namen geweiht. - Das Datum des Besuches von Karl Borromeo in Sachseln ist Ritter Melchior Lussy zu verdanken, der gleichentags einen Brief an den Luzerner Schultheiss Rochus Helmlin sandte, um dessen Weitereise nach Luzern anzukündigen (vgl. R. Durrer, Quellenwerk, 760). Unmittelbar wurden keine Berichte angefertigt, die früheste Beschreibung des Ereignis’ erfolgte 1603 durch den ehemaligen Kammerdiener des Kardinals, Johann Ambros Fornero (Jean Ambrose Fournier –, er stammte aus Fribourg). Dieser Bericht war Teil der Prozessakten für die Kanonisation des Kardinals. 1618 und 1621 kam der Besuch in den Zeugenverhören der Kanonisationsprozesse zu Bruder Klaus wieder zur Sprache. Die Grafenfamilie Borromeo von Arona stand schon früher im Kontakt mit Bruder Klaus (Quelle 020). Der Kanzler der Grafen besuchte 1481 den Eremiten im Ranft, um bei ihm einen Rat zu holen betreffend der Friedenspolitik und dem Geschick des Herzogtums Mailand. Bruder Klaus genoss bei den einflussreichen Adligen in Oberitalien bereits zu Lebzeiten ein sehr hohes Ansehen wegen seiner Gabe, komplexe Situationen zu analysieren und konsequent auf den Frieden hinzuarbeiten.
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 760–763
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a) [Der Kammerdiener Johann Ambros Fornero berichtet 33 Jahre nach dem Besuch:] Von da [Uri] ging er in den Kanton Unterwalden und besuchte hier den Leichnam des seligen Nikolaus – den man in deutscher Sprache Bruder Klaus nennt –, wo er frühmorgens die Messe las und eine grosse Menge Volkes zusammenströmte, von denen viele von ihm die Kommunion empfingen. Er wurde von allen Herren dieses Kantons mit grossen Ehren behandelt. b) Zeugenverhöre im Prozess von 1618. (10. Oktober im Pfarrhof Sachseln.) Melchior Imfeld von Sarnen, Ritter, Landammann und Pannerherr. Was die Verehrung von seiten Fremdländischer betrifft, so erwähnt er von S. Karl Borromeo, dass er von seinen beiden Eltern [Landammann Marquard Imfeld und Katharina Lussy, Tochter von Ritter Melchior Lussy, der beim Besuch selbst gegenwärtig war] hörte, dieser sei in seinem väterlichen Hause in Sarnen abgestiegen und habe andachtshalber das Grab des Bruder Klaus in Sachseln besucht. Als er dort vom Gebet aufstand, habe er unter anderm wörtlich in seiner Muttersprache gesagt: Das ist ein grosser Heiliger gewesen. Johannes Wirz von Sarnen, alt Landammann und Landvogt im Rheintal, ca. 57 Jahre alt. Dieser deponiert auch aus der allgemeinen Überlieferung über S. Karl Borromeo, der nicht allein aus Andacht die Grabstätte Bruder Klausens besuchte, sondern, wie er von seinen Vorfahren hörte, ihn auch einen seligen oder heiligen Mann nannte. Sebastian Wirz von Sarnen, Statthalter, ca. 50 Jahre alt. Er berichtet auch aus der Überlieferung seiner Vorfahre [er ist der Sohn von Hauptmann Jakob Wirz, einem Freund von Ritter Lussy] wie S. Karl Borromeo am Grabe dieses Bruder Klaus gebetet und ihn einen heiligen Mann genannt habe. (16.Oktober) Johannes Löw, Landammann von Nidwalden, ca. 47 Jahre alt. Er hörte auch von seinem Verwandten Melchior Lussi, der eidgenössischer Gesandter beim Konzil von Trient und bei sieben Päpsten gewesen war, dass er den heiligen Karl Borromeo zum Grabe des Bruder Klaus begleitete, wo jener etwa zwei Stunden auf den Knieen andächtig betete und als er sich vom Gebete erhob und nach dessen Bildnis gefragt hatte, und als er es sah, sei er in die Worte ausgebrochen: Das ist das Bild eines wahren Heiligen. Er fügte noch bei, dass jener heilige Karl, als er [November-Dezember 1583] in Bellenz [Bellinzona] weilte, bereit, gegen Altdorf aufzubrechen, um die ersten schweizerischen Kapuzinerklöster einzuweihen. Der Zeuge bediente bei Tische mit andern den Heiligen, welcher gesagt habe, er wolle nach der Weihe eine Wallfahrt zu unserer L. Frau von Einsiedeln und zum Grabe des Bruder Klaus – den er stets unter Entblössung seines Hauptes selig nannte –, tun. Er sei aber durch den vorzeitigen Tod daran rerhindert worden. Johannes Lussy, Landammann von Nidwalden, ca. 38 Jahre alt. Von beiden Eltern [sein Vater war Ritter Melchior Lussy] habe er vernommen, dass S. Karl im väterlichen Hause weilte und eine Wallfahrt zum Grabe des Br. Klaus unternahm. Crispin Zelger, Landammann und Landeshauptmann von Nidwalden, 47 Jahre alt. Aus allgemeinem Gerüchte und der Überlieferung seiner Ahnen berichtet er, dass S. Karl, als ihm in der Kirche beim Grabe das Bildnis Bruder Klausens gezeigt wurde, sprach: Das ist wahrlich ein grosser Heiliger. Prozess von 1621 (23. Nov.) Kaspar Löw. Statthalter von Nidwalden. 46 Jahre alt. Er berichtet auch, dass er von seinem Schwiegervater Landammann Melchior Lussy öfters gehört hatte, dass S. Karl Borromeo bei ihm weilte, und als er das Grab und die Kirche von Sachseln besuchte und das Bild des Bruder Klaus am Flügel des Hochaltars – das heute noch in dieser Kirche vorhanden ist [siehe: Seite «Der Name Jesu …»] –, betrachtete, sei er in die Worte ausgebrochen: Wahrlich, das ist das Bild eines grossen heiligen Mannes. Nach der Anbetung des allerheiligsten Sakramentes sei er auch am Grabe niedergekniet. Er fügte bei, dass er von jenem seinem Schwiegervater hörte, S. Karl habe gewünscht, von neuem das Grab Bruder Klausens zu besuchen, er habe es aber nicht ausgeführt, weil ihm der Tod zuvorgekommen war. (27. Nov.) Johannes Zimmermann, Pfarrer von Sachseln, ca. 53 Jahre alt. Er hörte auch, dass S. Borromeo, nach der Anbetung des Altarssakramentes, knieend am Grab betete, aus guter Quelle, von dem Augenzeugen, alt-Landammann Melchior Lussy, der beifügte, dass jener, als man ihm nachher das Bild des Nikolaus vorwies, sagte: Wahrlich, das ist das Bild eines grossen heiligen Mannes. |
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