|
|
|
|
|
|
|
|
Die Klage von Heinrich Bullinger
Quelle Nr. 226
|
| … direkt zur Quelle, Kommentar überspringen | |
|
|
Zeit: um 1526
Herkunft: Anklag und ernstlichs ermanen Gottes allmaechtigen zuo einer gmeinen Eydgnoschafft ... Hierinn wirst du finden alle gutthaten Gottes und alle wunderwekr, die er einer Eydgnoschafft gethon hat Ouch wie sy Gott recht dienen und widerumb moege in einigkeit kommen (Ohne Ort und Datum), Stadtbibl. Zürich, Gal. XVIII, 2051 (div. spätere Drucke im 17. Jh.)
Kommentar: In der Art einer Prophetenrede richtet sich Heinrich Bullinger um 1526 (zu diesem Zeitpunkt noch Lehrer an der Klosterschule in Kappel am Albis) an die Eidgenossen, mit der Mahnung die Einigkeit zu bewahren, indem sie sich wieder auf die alten Tugenden besinnen und nicht neuen und fremden Sitten nacheifern. Die mahnende Kritik hat einen politischen und einen religiösen Zug – politisch: das Söldnerwesen (Pensionen, Reisläuferei), das Taktieren mit fremden Mächten, religiös: Gott dienen mit einer guten, ehrlichen Lebensnweise und nicht mit allerlei Ritualen. Die Kritik war teilweise berechtigt, teilweise jedoch überzogen. Der Stand, nämlich Zürich, dem Bullinger angehörte, taktierten im italienischen Konflikt mit Frankreich (vgl. Quelle 222, Quelle 223, Quelle 224 und Quelle 225). Das konnte nicht übersehen werden, wenn es auch die Reformatoren Zürichs (Zwingli und später Bullinger) einfach ignorierten. Und gerade deshalb konnten ihre Kritik bei den Innerschweizern nicht auf gutes Gehör stossen. – Heinrich Bullinger schrieb dann 1574 noch eine weiteres Werk, indem er ausführlich über Bruder Klaus erzählt, in seinem Hauptwerk «Die Tiguriner» (Quelle 265), darin befindet sich auch eine Abschrift des Briefes an den Rat der Stadt Bern (Quelle 031).
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 641–642
|
|
|
|
Dazu habe ich euch ein so schönes fruchtbares Land gegeben, dass ihr euch nicht über einen grossen Mangel beklagen könnt. Darin könnt ihr euch darin sehr gut erhalten, denn eure Alpen, Berge und Hügel sind entweder voller fruchtbarer Weinreben oder aber sie sind lustige [fette] Weiden, in deren Gras eure schönen Kühe und Ochsen bis zur Höhe des Bauches waten. Eure Täler und Felder sind voller Korn, Hafer und anderer Früchte, besonders mit den schönen fruchtbaren Bäumen lustvoll anzusehen. Da gebe ich euch alle Jahre von dem, was die Menschen an allem Nötigen laben soll. Die Luft ist bei euch edler und gesünder wie bei keinem Volk in Europa. Ihr habt auch unzählig viele grosse Seen, die voll sind von allerlei fischen. Bei euch entspringen wie im Paradies die mächtigsten Ströme Europas, schiffreiche Wasser und die Reuss, die Gold enthält. Ihr habt grosse und lustige Wälder, gesunde und dermassen kühle Brunnen, mancherlei Bäder und viele starke und schöne Städte, Dörfer, Flecken und Schlösser. Ich habe euch auch frei umzäunt mit dem Rhein und dem Gebirge, die euch wie eine feste Ringmauer umfasst und einschliesst. Das betrachtet nun, erkennt in welchem Lustgarten und Paradies ihr sitzt, wie ihr an mir einen gütigen Gott habt, dann werdet ihr in eurem Land bleiben, wie es euch auch mein Diener Bruder Klaus riet. Ihr werdet arbeiten, Sorge tragen und euch immer mit Essen, Trinken und Kleidern eindecken gleich wie eure Väter, sie selber nichts wussten von goldenen Ringen und Ketten. Ebenso wussten sie nichts von goldenen und seidenen Dingen, von Kappen mit Spangen, von Quasten und Franzosenkleidern, sie wussten auch nichts von fremdländischen Weinen, Schleckereien und seltsamen Trachten. Sie labten sich und hatten genug, sie waren nicht herrschaftlich und dennoch Ehrenleute, denn von ihrer Grosszügigkeit und Gastfreundschaft reden noch immer alle Ausländer. Auch jetzt sind sie massvoll, gefällig, ehrbar, züchtig, sorgsam, barmherzig, arbeitsam und gottesfürchtig. Und mit einem solchen ehrenhaften Leben werdet ihr mich in rechter Weise ehren und sonst gar nicht, weder mit Messen, Weihrauch, Heiligenbilder und Statuen, mit [Opfer-]Stöcken, Stein[-malen], Blöcken, hin und wieder Rennen [Prozessionen?], Büchern, und derlei äusserlicher, menschlicher Beigaben. Denn ihr hört sehr wohl, wessen ich begehre, dass ihr meinen Wort gehorsam seid, mich für euren Gott haltet, mit Glaube, Liebe und Unschuld: dies ist nun kurz und gewiss. Dadurch wird in eurer Eidgenossenschaft wiederum Einigkeit einkehren, und sonst auf keinem anderen Weg ... Liebe Söhne, das tut jetzt auch, lasset euch weisen, steht ab von euren Pensionen, Kriegen, wüsten und falschen Gottesdiensten, so will ich euch viel grösser machen, als es eure Väter je waren. |
|
|
|
Zurück zum Quellenverzeichnis (1501–1591)
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
… nach oben
|
|
|
|
Bruder Klaus · Niklaus von Flüe · Flüeli-Ranft · Schweiz © 1998–2024 · nvf.ch und bruderklaus.eu (vormals: bruderklaus.ch) Designed and published by Werner T. Huber, Dr. theol. Letzte Dateiänderung: 05.09.2009 12:03:46 |
|
|
|