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Das Kegelspiel, eine politische Satyre
Quelle Nr. 223
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Zeit: 1522
Herkunft: Kegelspill gepractiziert auss dem yetzigen zytracht des glaubens, zu einem theyl ein geselletz, alle so dann Martino Luther anhangent, zum theyl die dann den rechten alten weg ... Im jar MDXXII [1522]. (Holzschnitt), Stadtbibliothek Zürich XVIII 2
Kommentar: Das politische Umfeld und die Reformation waren in Zürich miteinander verwoben. Was nun aber die reformatorischen Geistlichen predigten, war den Innerschweizern nicht so willkommen, es war ihnen zu politisch gefärbt. Was nun besonders auffällig ist: Die Vertreter des «neuen Weges» berufen sich auf Bruder Klaus und machen daraus Vorhaltungen an die katholischen Urschweizer. Diese wiederum geben schlagfertig zurück: Bruder Klaus hielt am alten Weg fest, d. h. er blieb katholisch. Wenn es nur die Religion betroffen hätte, hätten sie recht gehabt. Das auslösendes Moment in Zürich für die Feindseligkeit gegenüber Rom und dem Papst war jedoch politisch. Im Konflikt zwischen Frankreich, das in Italien auf einem imperialistischen Kurs war, gegenüber dem Papst, nach dem Fall Mailands eigentlich noch die einzige widerstandsfähige Macht in Italien, stellten sich die Zürcher hinter die Position Franreichs (vgl. Quelle 222) und wurden dadurch papstfeindlich gestimmt. Die Innerschweizer setzten die promailändische Politik fort und unterstützten die Politik des Kirchenstaates, um eine Vorherrschaft Frankreichs zu verhindern, was ihnen offensichtlich auch geschadet hätte. Hätten nun aber beide Parteien im Sinne von Bruder Klaus gehandelt, wären sie neutral geblieben? Dann wäre auch später vieles im Innern der Eidgenossenschaft anders verlaufen. Zum gegebenen Zeitpunkt konnten jedoch die Innerschweizer, anders als die Zürcher, geltend machen, dass sie in diesem französisch-römischen Konflikt die Interessen der Eidgenossen vertreten würden, war doch eine Umklammerung durch Frankreich eher als Bedrohung zu empfinden. – Zur Zeit dieser innereidgenössischen Missstimmung wurde 1522, wahrscheinlich in Augsburg von Melchior Ramminger, eine politische Satyre gedruckt mit dem Namen «Kegelspiel». – Zur weniger rühmlichen Rolle Zürichs in der eidgenössischen Aussenpolitik vergleiche den Kommentar zur Quelle 225.
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 633–634
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Zürich spricht: Wir haben bei uns einen gelehrten Mann, der alle Schrift’ wohl ermessen kann. Der ist an Geist und Weisheit voll: Jeglicher seinem geistlichen Vater soll glauben, was er ihm sagt und alle Zeit nachzufolgen bereit sei. Nun sagt er uns viel und genug, jeder versteht es aber nach seinem Fug. Es ist nicht minder, es wäre recht. Man liess zum Teil von diesem Gebrecht, Dass sie unter einander hielten Rat, was denn ihr Konsiliul auch beinhaltet. Selber einander sagten mit dem Mund, Nicht bellen einander an wie die Hund. Worauf der Eidgenosse antwortet: Sie haben lange gebellt, wie Bruder Klaus ist, der gesprochen hat, man soll auf unserm Mist bleiben, deinem herren sonst ziehen zu, wollen wir in unserem Nest haben Ruh’. Auf allen Kanzeln kann man nicht soviel sagen, was man hin und her red’t in diesen Tagen, so sehr sind sie auf seiner Weissagung gelegen, wie man nach seinem Rat soll pflegen. Wir haben viel auf ihn gehalten. Er war auch wahrlich einer der Alten. Hat er auch geweissagt von dieser neuen Leer’? Dass man beten und fasten soll nicht mehr. Oder anderes, das man jetz auch sagt, Widerwärtigkeit machen in der Christenheit. Ich gib viel dafür, er habe nie an das gedacht, Gott geb, wer dieses Spiel hat aufgebracht. Es wäre mein Rat, dass man unseren Pfaffen tät’ bieten, sie sich selbst auch das beste rieten. Könnten sie uns Bruder Klaus in die Nase reiben, so müssten sie auch auf seinem alten Weg bleiben. Lasset recht den alten Weg also besteh’n Und nehmt sich unserer Tage auch nicht mehr an. |
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