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Glarean und Myconius
Quelle Nr. 214
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Zeit: 2. Oktober 1514
Herkunft: a) Helvetiae descritpio et in laudatissimum Helvetiorum foedus Panegyricum Henrici Glareani Helvetii poetae laureati: Abschrift von Bonifacius Amerbach, Universitätsbibl. Basel, sig. O II, 41; gedruckt 1514 in Basel bei Adam Petri aus Langendorff; zweite Druckausgabe bei Joh. Froben in Basel, März 1519, sowie div. Nach- und Neudrucke in Zürich und Basel; - b) Druckausgabe (4. Ausgabe) 1554 von Jacob Parcus in Basel; - c) Ad D. Guilielmum Rinck l.d. protonoatrium ... Henrici Glareani Helvetii poetaeque laureati epistolum ... Basilea a do. Christi nati MDXIIII (1518), Landesbibliothek in Glarus sowie daselbst Manuskript Glareans in 12 Blättern.
Kommentar: Der in Mollis (Glarus) 1488 geborene Heinrich Glarean, alias Loriti, Magister Artium und von Kaiser Maximilian mit Lorbeer gekrönter Dichter (poeta laureatus), Professor in Basel und nach der Reformation in Freiburg im Breisgau, verfasste ein Loblied auf die Eidgenossenschaft, das 1514 gedruckt und der Tagsatzung der Eidgenossen überreicht wurde. «Sarnens Särge ...» (Sarnenses arces ...) bezieht sich wahrscheinlich metaphorisch auf die in Marignano (14. September 1514) gefallenen obwaldnerischen Söldner im Dienste Mailands. Weil aber in den lateinischen Versen Glareans manches dunkel blieb, wurde der reformierte Schulmeister von Zürich, Oswald Geisshüsler, alias Myconius, dazu angeregt, einen Kommentar darüber zu schreiben, der dann bei der zweiten Auflage mitgedruckt wurde. Myconius schildert in seinem kurzen Text die Beweggründe, weshalb Bruder Klaus Haus und Hof verlassen hatte, der Ehefrau entsagte und gleichzeitig begann, ohne Speise zu leben. – Myconius kannte ausser der Biographie Wölflins sicher auch das Sachsler Kirchenbuch; er zitierte daraus das Zeugnis von Erny Anderhalden über die drei Gnaden (Quelle 053).
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 610–613
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a) [Glareans Lobgedicht:] Unterwalden Volk von Unterwalden, geschaffen aus römischem Blut, Zweifach zerschnitten durch den dichten Kern-Wald, Wer könnte genug würdigen? Wo die leuchtende Luft, Die durch Bergbäche glitzernden Orte und die an Gras reichen Felder, Der stürmische Krieger mit Spiessen und langem Speer. Zier der Freiheit, nach alter Sitte Roms, Sarnens Särge, durch einen feindseligen Stern geboren, Selbst jener Tyrann [der Vogt Landenberg], der deine Landrechte hasste. Sie verkünden: Hier ist der fromme Bewohner der öden Einsamkeit, Nikolaus, der um die zwanzig Jahre nüchtern lebte. Er ertrug es, nichts zu trinken und zu essen. Ein Gelehrter in den Geheimnisse des Himmels, Er lebte vom heiligen Leibe Christi. [Der Kommentar von Myconius:] Der bezeichnete Eremit Nikolaus. Dieser nämlich, ein eingeborener Unterwaldner, dessen Eltern Heinrich und Hemma hiessen, verliess aus göttlichem Antrieb sein Weib und seine zehn Kinder, fünf Knaben und ebenso viele Mädchen, und begab sich in die Einöde, wo er ohne menschliche Nahrung und Trank einundzwanzig Jahre zubrachte. Er pflegte zuweilen zu sagen: Dass er mit Gottes Gnade seinem Weibe gänzlich zu entsagen vermochte, habe er viel dankbarer empfunden, als dass er auf die Speise verzichten konnte [Aussage von Erny Anderhalden im Sachlser Kirchenbuch – Quelle 053]. Er liegt in Unterwalden im Dorfe Sachseln begraben. Er war ein Mann von ausserordenlich hohem und schönem Wuchse, aber so mager, dass die Haut direkt auf den Knochen zu ruhen schien. Er war dunkelfarbig, die Haare schwarz, mit grau gesprenkelt. Sein Bart war nicht lang, spährlich, aber in der Mitte zweigeteilt. Die Augen tiefschwarz, und durch ihren überirdischen Glanz konnte man von Angst er schüttert werden. Die Adern des Halses und der Kehle schienen beim Sprechen nicht mit Blut, sondern mit Luft gefüllt. Er trug ein einziges, einfaches, bis zu den Fersen reichendes Kleidungsstück. Haupt und Füsse waren allzeit bloss. Seine Stimme war männlich, seine Rede langsam. Wenn er von Gott redete, schien er alle Geheimnisse der hl. Schrift zu erfassen, obwohl er keinen Buch staben lesen konnte. Ich meine bei, dass seine Zelle zweieinhalb Schritte lang, andert halb Schritte breit und 80 hoch war, dass sein Scheitel an die Decke rührte. Sie hatte zwei handbreite Fensterlein. Man sah darin nichts anderes als armselige Schemel, deren er sich zweifellos als Kopfunterlage (beim Schlafen) bediente. Wir haben dies beigefügt, weil wir es bisher von jenen, die das Leben dieses Mannes beschrieben haben, nicht erwähnt fanden, obwohl Heinrich Wölflin, Chorherr zu Bern, ein hochgelehrter Mann, sonst nichts vergass. Wir werden dessen Büchlein nächstens im Druck erscheinen lassen. b) [Anfügung durch Glarean im Druck von 1554:] Der Vater des Dichters [der Dichter ist Glarean] soll mit ihm (Nikolaus) gesprochen haben, mit dem Grossvater des Dichters und dessen Vorfahren stand er im Felde. Der Dichter ist im gleichen Jahre geboren, in dem Nikolaus starb, 1488. Seinen Sohn, den Landammann, sah der Dichter in Unterwalden im Jahre 1510. c) [Brief Glareans an Wilhelm Rinck, 25. Juli 1514:] Unterwalden, das zwei Gerichte hat, ist durch Römer, die bei einem Aufruhr vertrieben worden waren, entstanden, indem ihnen (was nicht ungereimt klingt) der Grund und Boden ob und nid dem Wald übertragen wurde. Es sind dort verschiedene Dörfer. Bei ihnen glänzt Bruder Klaus durch viele Wunderzeichen. |
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