Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Hartmann Schedels Weltchronik
  
Quelle Nr. 060

  

  
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Zeit: 1493 (13. Juli und 23. Dezember)
  
Herkunft: Lateinische Ausgabe: Liber Chronicarum ... (Fol. 300b) sowie deutsche Ausgabe (Fol. 287b), beide in: Hain 14508, bzw. 14510
  
Kommentar: Die Angaben in diesem alten Geschichtsbuch ergänzen das Bild von Bruder Klaus. Jedenfalls berücksichtigen sie auch die negativen Stimmen der Zeitgenossen, die am Eremiten nicht Gutes sehen konnten, sondern in ihrer Schwarzmalerei nur Schlechtes vermuten wollten - eine immer wiederkehrende Gesellschaftskrankheit. Hartmann Schedel lebte zur Zeit der Niederschrift seines Werkes als Arzt in Nürnberg. Albrecht von Bonstetten sandte seinerzeit einen Bericht über seinen Ranftbesuch den Ratsherren von Nürnberg. Ziemlich sicher nahm Schedel diesen Bericht als Grundlage, ergänzte ihn aber mit Angaben, die er mündlich vernommen hatte. – Bruder Klaus suchte nach Möglichkeit, sein gottverbundenes Leben in der Einsamkeit zu verbringen; er fürchtete sich und wollte eines ganz besonders nicht: Er wollte keineswegs auffallen und als exotisches Wunder gerühmt werden. Was die Leute über ihn erzählten, kümmerte ihn nicht. – Der Holzschnitt ist der Idee nach eine Nachahmung aus dem Pilgertraktat (Quelle 048) und stammt von Michael Wolgemut (Nürnberg, 1434–1519) .
  
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 496–498

  

   In jener Zeit lebte bei den Schweizern, nicht weit von Luzern entfernt, in einer wilden Einöde ein alter Mann in völliger Gelassenheit und Abgeschiedenheit. Er enthielt sich gegen zwanzig Jahre lang jeglicher leiblichen Speise. Sie nannten ihn «Bruder Niklaus». Er hatte einen dürren, mageren, ausgezehrten Leib, allein nur noch Haut, Adern und Knochen. Wenn auch die Einsiedler wegen ihrer gemächlichen Lebensweise im Schatten und wegen ihrer trägen Verdauung viel feuchte, kalte und rohe Flüssigkeit in sich sammeln und darum um so länger fasten können, so hatte dieser Mensch dennoch lange Zeit in völliger Nahrungslosigkeit ein himmlisches Leben auf Erden geführt, ohne Fehl und Makel. Viele Menschen beschimpfen diesen Bruder Niklaus als einen ruhmsüchtigen Mann, interpretieren sein Leben als Prahlerei und behaupten, er habe seinen Lohn bereits empfangen. Aber diese Menschen sind ungerechte Richter. Warum reden sie dem Manne so übel nach? Er führte ein langes Leben in so grosser Armut und Einsamkeit. Er opferte so viele Jahre aufopferte in gutem Wandel und in der Tröstung seiner Besucher auf. Er verharrte in äusserster Gelassenheit und Demut. Er begehrte nichts und hatte sich niemals beklagt. Hätte er nämlich mit so grossem Aufwand nur das Lob der Menschen angestrebt, dann wäre es ein kleiner Lohn für eine grosse Mühe, ja es wäre einer wahrhaftig ein Narr, wenn er seinen Leib nur deswegen peinigt, um von den Menschen Ruhm zu ernten. Wer den Geiz niederdrückt, die Ehre der Welt verschmäht, Geduld bewahrt und keinen Funken von Hochmut, sondern allein Hoffnung auf die ewige Seligkeit sowie auf die Vergeltung und Belohnung seines strengen Lebens durch die unvergänglichen Reichtümer der himmlischen Schätze, die ihn dort erwarten, zeigt, der ist ein heiliger und aufrichtiger Mann. Seine beständige Herzensfreude bezeugt die zweifelsfreie Gewissheit seiner untrüglichen Hoffnung, denn man fand ihn nie traurig, sondern immer mit fröhlichem Gemüt. Er wusste sich von tödlicher Schuld befreit und bemühte sich in guten Werken und in der Beschaulichkeit, so dass man mit dem heiligen Paulus sprechen kann: «Denn das ist unser Ruhm, und dafür zeugt auch unser Gewissen» (2 Kor 1,12), und «Mir ist die Krone der Gerechtigkeit bereitet, die mir der gerechte Richter geben wird zu seiner Zeit.» (2 Tim 4,8)
  
Dieser Niklaus wurde durch den Bischof von Konstanz geprüft. Zuletzt starb er an Ermangelung der Kräfte und seine betagte Seele wurde durch sanften Schlummer erlöst. Begraben wurde er in seiner Pfarrkirche. Wunderzeichen blieben nicht aus. Nicht zuletzt hatte er auch dem Volk Dinge vorausgesagt. Er liess den Ruf grosser Heiligkeit hinter sich.
  

Hartmann Schedels Weltchronik

    
  
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