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Bernardino Imperiali, Sonderbotschafter Mailands
Quelle Nr. 033
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Zeit: Juni/Juli 1483
Herkunft: a und b) Stadtarchiv Mailand (Svizzeri e Grigioni), Kopien im Bundesarchiv in Bern
Kommentar: Bernardino Imperiali war 1483 als Sonderbotschafter des Herzogtums Mailand an der Tagsatzung in Baden. Die Beziehungen der Eidgenossen zum Herzogtum waren getrübt wegen Streitigkeiten um die Zölle in Oberitalien, besonders rund um den Seen. Von Seiten der Eidgenossen erwartete man einen bestimmten Geldbetrag als Rückerstattung, um damit die «Gesellen» (= Kaufleute) zu entschädigen. Die Regierung Mailands wollte entgegenkommen, verlangte dafür aber Gegenleistungen: Lieferung von Söldnern. Andererseits war Venedig mit seiner Machtpolitik (zwar weniger bezüglich territorialer Ansprüche sondern mehr in Form der Unterstützung der Unabhängigkeitsbestrebungen der Städte Oberitaliens) zu diesem Zeitpunkt wieder einmal gegen Mailand und gegen den Rest Italiens, gegen «Liga» unter Führung des Kirchenstaates (Ferrara-Krieg). Die Republik Venedig hatte ebenfalls eidgenössische Söldner angeworben. Die politische Landschaft in Italien war so komplex, dass sie jeden Tag ändern konnte. Und die Eidgenossen waren darin in mehrfacher Weise involviert. Jedenfalls waren die beiden Botschafter von Mailand (Bernardino Imperiali und Garbiel Moresini) mehrmals bei Bruder Klaus im Ranft, um ihn zu Rate zu ziehen, damit eine friedliche Einigung zustande komme [Politik für den Frieden]. Denn es drohte zwischen Mailand und den Eidgenossen ein Krieg auszubrechen. Einige Hitzköpfe wollten darum die Gegenseite unterstützen: Venedig. Zudem waren ihnen die Freiheitsbemühungen der oberitalienischen Städte ideenverwandt. - Die Zuspitzung des Streites mit Mailand wurde erreicht auf Grund eines Wortlautes im Zollvertrag: «...nominatis ... non nominatis», womit gemeint sei, die Zollbehörden, «seien sie genannt oder ungenannt» müssten den Eidgenossen freien Weg bis nach Mailand gewähren. Das «ungenannt» war unklar, die Mailänder wollten jedenfalls nur eine bestimmte Route für zollfrei erklären. Offensichtlich lag auch ein Übersetzungsfehler vor, verursacht durch den Luzerner Chorherren Konrad Schoch, der zugleich Kanonikus in Mailand war. Er entschuldigte sich: Er habe unter grossem Zeitdruck arbeiten müssen. Sogar mit diesem Wortlaut hatte sich Bruder Klaus befasst. Die Eidgenossen gerieten wegen der Formulierung in ein schiefes Licht. Bruder Klaus meinte denn auch, dass der Wortlaut höchst unehrenhaft sei. D.h. er musste den mailändischen Gesandten Recht geben, und er versprach ihnen, den Eidgenossen zuzureden, dass sie den Fehler korrigieren. Hier liegt die einzige Quelle vor, die davon berichtet, dass die Eidgenossen dem Eremiten im Ranft Objekte aus der Burgunderbeute schenkten. Zweifellos waren es nicht die wetvollsten Stücke. War vielleicht auch das auf Tuch gemalte Meditationsbild – eine Art «Fürstenspiegel» – dabei, welches dem Burgunder Herzog als Bild für einen Tragaltar diente?
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 226–230, zweisprachlich: italienisch und deutsch
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Bernardino Imperiali an den Herzog von Mailand. Aus Luzern, den 27. Juni 1483. Am Tage nach meiner Rückehr von der Tagsatzung zu Baden gab mir die hiesige Gemeinde durch Gabriel [Moresini aus Lugano, Unterhändler] Kenntnis von dem beiliegenden Wortlaut eines deutschen Briefes, der nicht mehr rechtzeitig nach Baden gelangen konnte. Dieser Brief wurde, vvie Eure Exzellenz ersehen kann, am gleichen Tage geschrieben, als jene Gesellen gegen die Grenzen Eurer Herrschaft aufbrechen sollten; um zu vermitteln, waren die Unterzeichner jenes Briefes zusammengetreten. Sofort nach Einsicht dieses Schreibens verlangte und erhielt ich vom Rate Audienz und teilte ihm mit, ich hätte den Inhalt verstanden und sei bereit auszuführen, was darin gefordert sei und sobald sie ihrerseits Befehl gäben, die Empfangsbescheinigung in der Form, wie ich ihrem Schreiber zu Baden eingegeben, zu machen, werde die Auszahlung der Gelder erfolgen und man könne dann die Gesellen zufriedenstellen; es sei nicht Schuld Eurer Herrlichkeit, dass sie noch nicht bezahlt seien. Ich schloss mit der Bitte, dass man die Sache nicht liegen liesse, sondern sie den Ländern kund täte, damit sie jedermann zu Ohren komme und besonders allen denen, die Anteil an jenen Geldern hätten. Ich wiederholte dabei, dass die Ausstellung einer Urkunde, aus den von Eurer Herrlichkeit geschriebenen Gründen nicht mehr nötig sei. Eure Herrlichkeit hätte eine solche Urkunde von den Gesandten der Eidgenossen verlangt wegen einer gewissen Mannschaftsverpflichtung und die Gesandten hätten die Besiegelung versprochen, aber die Eidgenossen hätten sie nie ausgefertigt. Nachdem man sie nicht so wie versprochen worden ausstellen wolle, habe Eure Herrlichkeit sich entschlossen, nicht mehr darauf zu beharren, dies insbesondere, um Streitfragen und schiefen Auslegungen zu entgehen, welche die neuerdings hinzugefügten Worte verursachen könnten. Ich bestand somit darauf, dass sie den Ludwig Seiler [Botschafter Luzerns] in die Länder abordneten; er blieb vier Tage fort und ist heute zurückgekehrt und sagt, er habe gute Arbeit geleistet: die Gesellen, welche glaubten, es sei die Schuld Eurer Herrlichkeit, seien jetzt gegen jene aufgebracht, welche zu den Tagungen gelaufen und verlangen mit Nachdruck, dass der Vorschlag Eurer Exzellenz bezüglich der Quittung angenommen werde und das Geld ins Rollen komme. So hat man denn auf nächsten Montag den Ländern eine Tagung [Tagsatzung] hier nach Luzern angesetzt, um von neuem über jene Quittung zu beraten. Während der Abwesenheit Ludwig [Seilers] bin ich übrigens mit Gabriel bei dem Einsiedler gewesen, der als heilig gilt, weil er nichts isst. Die Eidgenossenschaft bringt ihm grosses Vertrauen entgegen. Ich habe mit ihm einen Abend und einen Morgen zugebracht und viel über diese Angelegenheiten geredet. Ich fand ihn von allem unterrichtet und er sagte, jener Ausdruck «non nominatis» [= unbenannt] sei höchst unehrenhaft (dishonestissima); er habe mit dem von der Badener Tagsatzung zurückgekehrten Gesandten seines Unterwaldner Landes seither noch nicht gesprochen. Ich liess ihn die ehrenvollen und gerechten Bedingungen wissen, die Eure Herrlichkeit den Eidgenossen angeboten und die Mühe, die sich Luzern zur Stunde gibt, um die Annahme jener Quittungsformel zu erzielen. Die Sache schmerzte und betrübte ihn sehr und er bat Gott, dass er Frieden machen möge. Da ich wusste, dass einer seiner Söhne [Hans von Flüe] Landammann von Unterwalden ist, bat ich darauf den Einsiedler, er möge diesem Sohne diese Angelegenheit darlegen, weil ich den Rat dort auch wolle versammeln lassen und dessen Entscheidungen in der Frage entgegensehe. Er sagte, er werde ihm ein Schreiben schicken, um es am nächsten Ratstag verlesen zu lassen und ich liess ihn durch Gabriel über alle die vorgenannten Sachen aufklären. Sie (die Räte von Obwalden) antworteten, es gefalle ihnen und sie würden auf die nächste Tagsatzung ihren Boten mit der Instruktion senden, dass die Quittung ausgestellt werde, wofern sie nicht entehrend laute und die Gesellen bezahlt würden. Montags werden wir also den Erfolg sehen. Der Einsiedler bat mich, seine Grüsse und Empfehlungen Eurer Exzellenz zu melden und ebenso dem erlauchten Herrn Ludwig [Moro, Regent in Mailand] und versicherte mir, dass er sie von Herzen liebe und bitten lasse, sie möchten Kleinigkeiten übersehen, um mit den Eidgenossen in Frieden zu leben. Ich schenkte ihm eine Elle grünen Atlas [kostbarer mailändischer Stoff], der ihm sehr lieb war, weil er damit gewisse Reliquien des Herzogs von Burgund schmücken wolle, die ihm die Eidgenossen jüngst geschenkt hätten. Mein Herr, ich werde eifrig weiter forschen und wachen, um den Plan Eurer Herrlichkeit zu verwirklichen. Ich kann nicht einmal die Hälfte von dem schreiben, was ich in dieser Sache rede und handle, um mit ihnen zum gewünschten Ziele zu kommen. Ich hoffe gleichwohl in Gott, das Ende werde besser sein, als die bisherige Erfahrung, da man kaum noch härtere und gröbere Worte und Antworten von ihnen bekommen kann. b) Der Herzog von Mailand an Bernardino Imperiali. Mailand, 5. Juli 1483. Was den Einsiedler betrifft, so sind wir überzeugt, dass er für uns und unsere Angelegenheiten die Zuneigung und Liebe hat, die er äussert, und es gefällt uns, dass du ihn mit jenem Geschenke bedacht hast, von dem du schreibst, und dass du ihm von unserer Seite seine liebenswürdigen Grüsse verdankst. Sage ihm, dass, wenn es immer unbeschadet unserer Ehre und der Ehre unseres Staates geschehen kann, wir nichts versäumen werden, um mit dem eidgenössischen Bunde in Frieden zu leben. |
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