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Brief an den Rat von Bern
Quelle Nr. 031
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Zeit: 4. Dezember 1482
Herkunft: Historisches Museum Solothurn - Abschriften: Heinrich Bullinger (1574 - im Buch «Die Tiguriner», wobei Bullinger hierfür ebenfalls eine Abschrift verwendete), Heini am Biel (Ambühl) der Alte (ca. 1618 – Kanonisationsakten 1618, Pfarrarchiv Sachseln) – Abdruck: Petrus Hugo S.J., Nicolai von der Fluee, deß weltberühmten wunderthätigen und von Gott hochbegandeten Br. Clausens [...] Freyburg im Breyßgau bei Theodoro Meyer MDCXLII [1642], Seite 155.
Kommentar: Das Dokument verschwand in Bern während der Reformationswirren und wurde erst 1650 in Solothurn wiedergefunden. In der Zwischenzeit war jedoch eine Kopie des Zürcher Pfarrers und Reformatoren Heinrich Bullinger vorhanden, die er in seine historische Arbeit «Von den Tigurinern» mit etwas verändertem Wortlaut (Quelle 265: Version Bullingers) integrierte. Der Brief von Bruder Klaus ist ein Dankesschreiben an die Berner, welche für seine Kappelstiftung vierzig Pfund spendeten. Dies geschah im Anschluss an die Gründung der Ranft-Stiftung durch Bruder Klaus (Quelle 030). Bruder Klaus beginnt mit der originellen Anrede: «Der Name Jesus sei Euer Gruss!» Denn er ist unser Friede (Eph 2,14). Die Erinnerungen an die Tagsatzung von Stans sind noch frisch. Der Brief wird viel zitiert, weil er wichtige Worte über den Frieden enthält. Bruder Klaus stellt den Frieden in Zusammenhang mit seinem religiösen Verständnis: Gott ist der Friede. Gott, der Mensch wurde und am Kreuz litt und starb. Der Eremit meint darum: «Ihr sollt auch das Leiden Gottes in Eurem Herzen tragen, denn es ist für den Menschen die grösste Sicherheit an seinem letzten Ende.» Woher wussten denn die Berner Ratsherrn überhaupt von dieser Stiftung? Erklärbar ist dies nur, dass der eine oder andere Ratsherr selbst im Ranft bei Bruder Klaus gewesen war. Möglicherweise kam die Idee zur Gründung einer Stiftung sogar von einem dieser Besucher aus Bern. Tatsache ist jedenfalls, dass über solche Besuche im Ranft in Ausgabebüchern Berns nichts vermerkt wurde. Die Ratsherren adliger Herkunft trugen die Reisespesen praktisch immer selbst, sie verstanden die Tätigkeit für die Öffentlichkeit als Ehrenamt. Wichig ist zudem, diese Schenkung in einem grösseren zeitgeschichtlichen Kontext zu sehen. Welches waren da in Relation zu Bern die wichtigsten Momente? Zweifellos waren dies: die Garriliati-Affäre (Diffamierung Adrians von Bubenberg) und das Stanser Verkommnis. Was hatte das Ganze aber mit Adrian von Bubenberg zu tun? Über seine offiziellen und inoffiziellen Reisen ist nur äusserst wenig festgehalten worden. Reisespesen für die Aufgaben der Stadt verlangte er nie. – Einen weiteren Kommentar finden Sie im Beitrag: Der Friede in Gott … (• Link) «Frid ist allwegen in Gott ...», so ist der Wortlaut eines oft verwendeten Zitates in der Originalsprache. – [weiterer Themenschwerpunkt: Leiden Jesu, Passion Jesu, Passion Christi] Weiterer Kommentar: «Der Friede in Gott – Brief an den Rat von Bern»
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 209–210
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An die Ehrwürdigen. Der Name Jesus sei euer Gruss. Wir wünschen euch viel Gutes und danken euch für die Grosszügigkeit. Der Heilige Geist sei euer letzter Lohn. Ich danke euch aufrichtig und sehr für eure freundliche Gabe, denn ich erkenne darin eure väterliche Liebe, die mich hoch erfreut. Ihr sollt wissen, dass ich ein grosses Vergnügen an dieser Spende habe, ja auch, wenn sie nur halb so gross wäre. Um eure Wohltat zu verdienen, werde ich mich gegenüber Gott und der Welt mit gutem Willen bemühen. Der Bote, den ihr beauftragt habt, brachte mir die Spende sofort. Ich bitte euch, lasst ihn bei euch weiterhin empfohlen sein. Wegen dieser Wohltat möchte ich noch etwas schreiben. Gehorsam ist die grösste Ehre, die es im Himmel und auf der Erde gibt. Darum sollt ihr darauf achten, dass ihr aufeinander hört. Und die Weisheit ist das Allerliebste, denn mit ihr verläuft alles zum besten. Friede ist immer in Gott, denn Gott ist der Friede. Friede kann nicht vernichtet werden, Unfriede aber wird zerstört. Darum sollt ihr darauf bedacht sein, dass ihr immer den Frieden im Auge behaltet, Witwen und Waisen in Schutz nehmt, wie ihr es bisher getan habt. Und wenn jemand auf Erden erfolgreich ist, dann soll er dafür Gott gegenüber dankbar sein. So vermehrt er auch das Seine im Himmel. Die offensichtlichen Sünden soll man meiden und immer einstehen für die Gerechtigkeit. Ihr sollt auch das Leiden Gottes in eurem Herzen tragen, denn es ist für den Menschen der grösste Trost [Sicherheit] an seinem letzten Ende. Es gibt viele Menschen, die Glaubenszweifel haben. Der Teufel macht manche Versuchungen in Glaubensdingen, gerade und meistens bei solchem [zweifelnden] Glauben. Wir sollen aber nicht zweifeln, denn der Glaube ist vorgegeben. Dies schreibe ich euch nicht, weil ich meinte, ihr hättet nicht den rechten Glauben, ich zweifle nicht daran, dass ihr gute Christen seid. Ich schreibe es euch zur Erinnerung, damit ihr ritterlich Widerstand leistet, denn der böse Geist gibt nicht auf. Um so mehr sei Gott mit euch! - Datum von St. Barbara [4. Dezember] im Jahre 1482. Auf diesen Brief lass ich mein eigenes Siegel setzen. Ich Bruder Klaus von Flüe
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